Welcher Motor für Lastenrad?
Wenn du überlegst, dir ein E-Lastenrad anzuschaffen, stehst du vor einer wichtigen Entscheidung: Welcher Motor soll es sein? Diese Frage ist keineswegs nebensächlich, denn der Antrieb ist das Herzstück deines Lastenrads und entscheidet maßgeblich darüber, wie viel Freude du beim Fahren haben wirst. Egal ob du täglich deine Kinder zur Kita bringen, den Wocheneinkauf erledigen oder sogar Liefertouren fahren möchtest – die Wahl des richtigen Motors macht den entscheidenden Unterschied.
Die gute Nachricht: Der Markt für E-Lastenräder ist vielfältig und bietet für jeden Einsatzzweck die passende Lösung. Von starken Mittelmotoren über günstige Nabenmotoren bis hin zu spezialisierten Cargo-Antrieben – die Auswahl kann zunächst überwältigend wirken. In diesem Guide erfährst du alles, was du wissen musst, um die richtige Entscheidung zu treffen. Wir schauen uns die verschiedenen Motortypen an, erklären dir wichtige technische Details und zeigen dir, worauf du bei der Auswahl achten solltest.

Die drei Motortypen im Überblick
Der Mittelmotor: Der Allrounder unter den Lastenrad-Motoren
Der Mittelmotor sitzt direkt am Tretlager und ist bei hochwertigen Lastenrädern der klare Favorit. Marken wie Bosch, Shimano und Yamaha haben sich hier einen Namen gemacht und liefern zuverlässige Antriebe für verschiedenste Einsatzzwecke. Die zentrale Position des Motors sorgt für eine optimale Gewichtsverteilung und einen tiefen Schwerpunkt, was das Fahrverhalten deutlich verbessert.
Der große Vorteil: Durch die Mitnutzung der Gangschaltung kann der Motor seine Kraft besonders effizient übertragen. Das merkst du vor allem an Steigungen und bei hoher Zuladung. Mittelmotoren liefern in der Regel zwischen 60 und 90 Newtonmeter (Nm) Drehmoment – genug Power, um auch vollbeladen entspannt den Berg hochzukommen.
💡 Expertentipp:
Mittelmotoren bieten das natürlichste Fahrgefühl, da die Kraftübertragung direkt am Tretlager erfolgt. Das fühlt sich ähnlich an wie beim normalen Fahrradfahren, nur mit ordentlich Rückenwind!
Der Nabenmotor: Günstig und verschleißarm
Nabenmotoren sitzen entweder im Vorder- oder Hinterrad und treiben dieses direkt an. Diese Bauart war eine Zeit lang aus der Mode gekommen, erlebt aber gerade ein Comeback als verschleißarme Alternative für mittlere Belastungen. Der große Vorteil: Da die Motorkraft direkt am Rad ansetzt, ist der Verschleiß von Kette und Schaltung deutlich geringer als beim Mittelmotor.
Frontmotoren im Vorderrad sind die günstigste Variante, haben aber auch ihre Grenzen. Das erhöhte Gewicht am Vorderrad verändert die Gewichtsverteilung und kann das Fahrverhalten beeinflussen. Für kurze Strecken in der Stadt und auf ebenem Gelände sind sie aber durchaus geeignet. Heckmotoren bieten hingegen ein kraftvolleres und natürlicheres Fahrgefühl.
Kurbelmotoren: Die Nische für spezielle Anwendungen
Kurbelmotoren sind eine eher seltene Variante, die sich für bestimmte Lastenrad-Bauformen eignen. Sie können an bestehende Fahrräder nachgerüstet werden und bieten eine flexible Lösung für spezielle Anforderungen.
Technische Kennzahlen verstehen: Nm, Watt und Unterstützung
Wenn du dich mit Lastenrad-Motoren beschäftigst, begegnen dir immer wieder bestimmte technische Angaben. Die wichtigsten erklären wir dir jetzt.
Drehmoment (Nm): Die Kraft des Motors
Das Drehmoment wird in Newtonmeter (Nm) angegeben und beschreibt vereinfacht gesagt, wie kräftig der Motor die Räder antreibt. Bei Lastenrad-Motoren liegt dieser Wert typischerweise zwischen 40 und 90 Nm. Je höher das Drehmoment, desto besser kommst du Steigungen hoch und desto leichter fällt das Anfahren mit schwerer Ladung.
Ein Beispiel: Ein Motor mit 85 Nm Drehmoment schafft selbst steile Anstiege mit zwei Kindern an Bord problemlos, während ein 50-Nm-Motor dabei an seine Grenzen stoßen könnte. Für flache Strecken in der Stadt reichen 50-60 Nm völlig aus, wenn du aber in einer hügeligen Gegend wohnst oder regelmäßig schwer beladen unterwegs bist, solltest du mindestens 75 Nm einplanen.
Motorleistung (Watt): Die Dauerleistung zählt
In Deutschland sind E-Bikes rechtlich auf 250 Watt Nenndauerleistung beschränkt, um als Fahrrad zu gelten. Das bedeutet aber nicht, dass der Motor nicht kurzzeitig mehr leisten kann. Die Spitzenleistung kann bei guten Motoren deutlich über 500 Watt liegen, was besonders beim Anfahren und an Steigungen spürbar wird.
Unterstützungsfaktor: Wie stark hilft dir der Motor?
Der Unterstützungsfaktor wird in Prozent angegeben und zeigt, wie stark der Motor deine eigene Tretleistung verstärkt. Bei 300 Prozent Unterstützung liefert der Motor die dreifache Leistung deiner eigenen Pedalkraft. Moderne Lastenrad-Motoren wie die Bosch Cargo Line bieten bis zu 400 Prozent Unterstützung – das bedeutet maximale Power für schwere Transporte.
Die besten Motoren für Lastenräder
Bosch Cargo Line: Der Spezialist für schwere Lasten
Die Bosch Cargo Line wurde speziell für Lastenräder entwickelt und ist für viele Experten der Referenzstandard in diesem Segment. Mit 85 Nm Drehmoment (nach Update) und bis zu 400 Prozent Unterstützung packt dieser Motor selbst anspruchsvollste Aufgaben. Das besondere: Der Motor liefert bereits bei niedrigen Trittfrequenzen seine volle Kraft, was das Anfahren an der Ampel oder am Berg erheblich erleichtert.
Der Bosch Cargo Line erkennt über seine Sensoren die Beladung deines Lastenrads und passt die Unterstützung automatisch an. Vollbeladen gibt es maximale Power, im leeren Zustand arbeitet der Motor effizienter und spart Akku. Mit nur 2,9 kg Gewicht ist der Motor zudem erfreulich leicht. Kalkhoff E-Bikes setzen in vielen Modellen auf Bosch-Motoren und profitieren damit von deren Zuverlässigkeit und Langlebigkeit.
🔋 Reichweiten-Info:
Mit dem Dual-Battery-System von Bosch kannst du zwei Akkus mit insgesamt 1.250 Wh kombinieren und erreichst damit Reichweiten von bis zu 180 Kilometern – mehr als genug für einen kompletten Tag voller Besorgungen.
Shimano Steps E6100 und EP8: Leicht und kraftvoll
Shimano hat mit seiner Steps-Serie ebenfalls starke Motoren für Lastenräder im Portfolio. Der E6100 bietet 60 Nm Drehmoment bei gerade mal 2,8 kg Gewicht, während der EP8 mit bis zu 85 Nm deutlich kraftvoller daherkommt. Beide Motoren zeichnen sich durch minimalen Widerstand bei ausgeschaltetem Motor aus – praktisch, wenn du mal ohne Unterstützung fahren möchtest.
Ein weiterer Vorteil: Shimano-Motoren lassen sich perfekt mit elektrischen Nabenschaltungen kombinieren, was die Wartung vereinfacht und den Verschleiß reduziert. Für Lastenräder wurden spezielle Kennlinien entwickelt, die das Fahrverhalten optimal auf hohe Zuladungen abstimmen.
Yamaha: Bewährte Qualität für Lastenräder
Yamaha-Motoren mit 80 Nm Drehmoment finden sich in vielen Lastenrad-Modellen und genießen einen exzellenten Ruf in Sachen Zuverlässigkeit. Sie bieten eine gute Balance zwischen Kraft, Effizienz und Preis. Besonders in bergigen Regionen oder bei hohen Zuladungen zeigen Yamaha-Antriebe ihre Stärken.
Brose Drive S: Der Kraftprotz für höchste Ansprüche
Mit sagenhaften 90 Nm Drehmoment gehört der Brose Drive S zu den kraftvollsten Lastenrad-Motoren am Markt. Die feinfühlige Sensorik sorgt dafür, dass du in jeder Situation genau die Unterstützung erhältst, die du benötigst. Dieser Motor ist die richtige Wahl, wenn du regelmäßig sehr schwere Lasten transportierst oder extrem steile Anstiege bewältigen musst.
Die richtige Motorwahl für deinen Einsatzzweck
Welcher Motor am besten zu dir passt, hängt entscheidend davon ab, wie und wo du dein Lastenrad nutzen möchtest.
- Ideale Motorstärke: 50-65 Nm
- Motortyp: Mittelmotor oder Heckmotor
- Besonderheiten: Für urbane Strecken auf ebenem Gelände reicht ein Basismotor völlig aus
Wenn du hauptsächlich in der Stadt unterwegs bist, kurze Strecken zurücklegst und nur gelegentlich schwer beladen fährst, kommst du auch mit einem weniger kraftvollen Motor zurecht. Ein Bosch Performance Line mit 65 Nm oder ein Shimano E6100 sind hier solide Wahlen. Sie bieten ausreichend Power fürs Anfahren an der Ampel und sind dabei effizient im Stromverbrauch.
- Ideale Motorstärke: Mindestens 75 Nm, besser 85 Nm
- Motortyp: Leistungsstarker Mittelmotor
- Besonderheiten: Achte auf hohen Unterstützungsfaktor (350-400%)
Wohnst du in einer hügeligen Region oder führt deine tägliche Route über merkliche Steigungen? Dann solltest du nicht am Motor sparen. Ein Bosch Cargo Line, Shimano EP8 oder Yamaha mit 80 Nm sind hier die richtige Wahl. Der Mehrpreis macht sich beim ersten steilen Anstieg mit vollbeladenem Lastenrad bezahlt.
- Ideale Motorstärke: 85-90 Nm
- Motortyp: Spezialisierter Cargo-Motor
- Besonderheiten: Auf Langlebigkeit und Überhitzungsschutz achten
Für Lieferdienste, Handwerker oder Familien mit mehreren Kindern führt kein Weg am Bosch Cargo Line oder vergleichbaren High-End-Motoren vorbei. Diese Antriebe sind auf hohe Dauerbelastungen ausgelegt, überhitzen auch bei längeren Steigungen nicht und bieten die Zuverlässigkeit, die du im Alltag brauchst.
- Ideale Motorstärke: 60-75 Nm
- Motortyp: Effizienter Mittelmotor
- Besonderheiten: Großer Akku (mindestens 500 Wh) oder Dual-Battery-Option
Wenn du längere Touren planst oder einen weiten Arbeitsweg hast, ist die Effizienz des Motors entscheidend. Achte auf Systeme, die verschiedene Unterstützungsstufen bieten und bei Bedarf auch mit zwei Akkus betrieben werden können. Ein Kalkhoff E-Bike zeigt beispielhaft, wie effiziente Motoren und große Akkus für hohe Reichweiten sorgen können – bis zu 180 km sind mit modernen Systemen möglich.
Häufige Fragen zur Motorwahl
Kann ich den Motor bei einem Lastenrad nachrüsten?
Bei den meisten modernen Lastenrädern ist der Rahmen speziell für einen bestimmten Motor konstruiert. Ein nachträglicher Tausch ist daher meist nicht möglich oder wirtschaftlich unsinnig. Plane die Motorwahl also von Anfang an sorgfältig.
Wie lange hält ein Lastenrad-Motor?
Hochwertige Mittelmotoren von Marken wie Bosch oder Shimano halten bei normaler Nutzung problemlos 10.000 bis 20.000 Kilometer und mehr. Das entspricht bei durchschnittlicher Nutzung vielen Jahren zuverlässigem Betrieb.
Brauche ich einen Motor mit ABS?
ABS ist bei Lastenrädern besonders sinnvoll, da das hohe Gewicht und die Ladung das Bremsverhalten stark beeinflussen. Bosch bietet als erster Hersteller ein eBike-ABS an, das speziell für Cargo-Bikes entwickelt wurde und für deutlich mehr Sicherheit sorgt.
Ist ein stärkerer Motor immer besser?
Nicht zwangsläufig. Ein überdimensionierter Motor verbraucht mehr Strom, ist schwerer und teurer. Wähle die Motorstärke passend zu deinem tatsächlichen Bedarf. Für die Stadt reichen 60 Nm, für Berge brauchst du 80+ Nm.

Fazit: Die Motorwahl entscheidet über deinen Fahrspaß
Die Wahl des richtigen Motors ist eine der wichtigsten Entscheidungen beim Kauf eines E-Lastenrads. Nimm dir Zeit, deine Anforderungen zu analysieren: Wo fährst du hauptsächlich? Wie schwer ist deine typische Ladung? Wie wichtig sind dir Reichweite und Effizienz?
Für die meisten Nutzer ist ein leistungsstarker Mittelmotor mit 75-85 Nm Drehmoment die beste Wahl. Er bietet ausreichend Kraft für alle Situationen, ein natürliches Fahrgefühl und hohe Zuverlässigkeit. Marken wie Bosch, Shimano und Yamaha haben sich bewährt und bieten ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis.
Die Qualität, die du von einem Kalkhoff E-Bike kennst – zuverlässige Bosch-Motoren, hochwertige Verarbeitung und durchdachtes Design – solltest du auch bei deinem Lastenrad erwarten. Investiere lieber etwas mehr in einen hochwertigen Antrieb von einem etablierten Hersteller, als später mit einem schwachen oder unzuverlässigen Motor frustriert zu sein.
Ein guter Motor macht aus einem Lastenrad einen echten Autoersatz, der dir täglich Freude bereitet und zuverlässig seinen Dienst tut. Mit der richtigen Wahl holst du das Maximum aus deinem E-Lastenrad heraus und wirst viele Jahre Spaß damit haben!